westalpe 2019

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ziel erreicht

Wieder einmal war es soweit. Doch die Vorbereitungen waren diesmal etwas mühsam. Meine F800GS sollte neue Finken bekommen, oder gegen etwas Leichteres eingetauscht werden. So entschloss ich mich, etwas umzusehen. Von Anfang an stand bei mir eine 690 R oder die 701 im Vordergrund. Auf Grund Verfügbarkeit, so dachte ich mir, wählte ich die 690 R. Doch auch hier war es nicht einfach.
So wurde vom Generalimporteur die Verfügbarkeit bestätigt, dann doch widerrufen, weil er das falsche Modell reserviert hatte. Also doch nochmals neue Reifen und eine neue Kette auf die BMW? Langsam wurde es zeitlich knapp. Ein Entscheid musste bald her. Der Ferienbeginn stand ja fest. Nach einigem Hinundher konnte ich dann doch noch rechtzeitig vor Reisebeginn den neuen Untersatz in Empfang nehmen.
Geplant war, dass ich mittwochs Abreise und bereits am Abend eine erste Runde drehen würde. Doch ein wichtiger Termin zwang mich, erst freitags loszufahren. Zudem hatte der Wetterbericht für den Donnerstag in der Alpen auch nicht gut gemeldet.
Neu war, dass es diesmal mit dem Auto von zu Hause los ging und nicht wie üblich mit dem Motorrad. Dafür hatte ich mein MTB auch noch dabei. Denn dafür hatte ich auch noch so die eine oder andere Idee.
So fuhr ich über Genf nach Modane und auf den Col de Mont Cenis. Eines jener Ziele dort oben war das Fort Pattacreuse. Hier war alles noch sehr wolkenverhangen und hatte, auch wochentags bedingt, keine andern Leute unterwegs.
Also kurz nach dem Pass rechts weg und auf die Westseite des See’s. Da war sie also, die Schranke mit dem Fahrverbot für Motorfahrzeuge. MTB raus, umziehen und (es war grunstiermässig kalt) Rucksack packen. Los geht’s:
nur ohne motor
Gemütlich die ersten Meter bis zur Schranke und welch Überraschung, die war zwar unten aber nicht abgeschlossen.  Weiter in gemütlichem Tempo der alten Militärstrasse entlang, von einem Murmeltier zum andern in angenehmer Steigung immer weiter nach oben.

gemütlich aufwärts
Ich dachte, es sei viel weiter, doch schon bald stand ich oben. Nicht schlecht dieser Ausblick zurück auf den See. Hier ein Foto, da noch eins, rein in das Fort, noch ein Foto ……
Mütze anziehen war ein muss, es war kalt und windig. Talwärts: jetzt kommt noch mehr Spass auf. Wieder stoppen, Foto machen, und? Mein geschultes Gehör machte sofort einen Hubschrauber ausfindig. Soso, dachte ich mir noch zuerst. Doch er hielt direkt auf mich zu um mich zu kontrollieren. Tatsächlich war es die Polizei, welche schauen kam, mit was ich da unterwegs war. Ich setzte ein Lächeln auf und winkte ihnen freundlich zu. Ich hatte ja nicht zu befürchten.



Nun ging es aber weiter nach unten, die tollen Kehren und gute Piste geniessend zurück zum Auto.
Da ich für den Samstagmorgen mit meinem Kollegen abgemacht hatte, ging es zurück ins Val Cenis zum Übernachten. Nach dem Frühstück stand dann mein Kollege auch schon an der Kaffeebar.
Wir wollten wieder weiter zurück im Tal und auf den Col de Rosaël. Doch das schlechte Wetter ab dem Plan Bouchet zwangen uns dort zur Umkehr.

im nebel
Es machte keinen Sinn, im Nebel kaum das Vorderrad sehend weiter nach oben zu fahren. So fuhren wir wieder denselben Weg zurück und in Modane zum Kaffee. Hier besprachen wir den weiteren Weg, wir wollen von der Westseite zum Fort della Turra. Das Navi im Jeep hat uns den Weg perfekt gezeigt. Langsam ging es über die Naturstrasse nach oben, Kehre um Kehre. Mal ein Gatter auf und hinter uns wieder zu, dann an einer Skiliftstation vorbei. Beim abgebrannten Chalet Suiffet machten wir eine kleine Pause

mit motor

und genossen das mittlerweile sehr schöne Wetter.
Weiter gings, ich mit dem Motorrad voraus, der Jeep hinterher,
Wow, diesmal war das Wetter oben perfekt.

oben auf dem turra kein nebel

Kein Nebel vom See her, fast keine Wolken, einfach traumhaft. Etwas plaudern mit andern Motoradfahrern und  MTB’lern.

plaudern

Auf der Rückfahrt nahmen wir den Weg über die Käserei am Cenis. Die kleine Brücke am Ruisseau de la Madeleine hat schon bessere Tage erlebt. Das Fundament auf der östlichen Talseite hat einem Unwetter nicht mehr ganz standgehalten und ist bedenklich am zerfallen. Was für die 4-rädrigen Fahrzeuge langsame eng wird.
Kurz nach der Brücke steht eine ganz neue Schranke (war offen) mit einem Fahrverbotsschild für Motorfahrzeuge. Da sind wir mal gespannt, wann die geschlossen wird.
Ich musste nun mein Auto beim Hotel holen und das Motorrad verladen, denn es ging weiter nach Bardonneccia Richtung Sommeiller. In Oulx noch kurz einkaufen und dann weiter zum Lago di Rochesmolles. Hier fanden wir einen tollen Platz zum Übernachten. Etwas Holz aus der Umgebung mit Kohle aus dem Markt gab dann das perfekte Feuer zum Grillieren.

camping

Am nächsten Morgen ging es früh wieder runter nach Bardonneccia zum Kaffee. Planen der nächsten Etappe, weiter zum Campingplatz, Auto abstellen und Motorrad ausladen. Unser heutiges Ziel war ein Fort in der Region Briançon, welches nicht so bekannt ist. So fuhren wir über den Montgenèvre nach Briançon und suchte den Zugang zur Schotterstrasse. Da ich mit dem Motorrad schneller war als der Jeep fuhr ich auch hier wieder voraus, was mir immer wieder zu einem Fotohalt verhalf.

:-)

Oben angekommen besichtigte ich zuerst den Eingang zu Fuss, nahm dann aber das Motorrad und fuhr bis auf die Abdeckung des Fort’s. Welch traumhafte Aussicht, die Sicht auf all die geschichtsträchtigen Orte.

hoch oben hoch oben
gute luft durchblick
Eine Zeit später kam dann auch der Jeep angefahren.  Was das Benzin für die Fahrzeuge so das Wasser für die Fahrer, es war heute sehr angenehm warm geworden. Die Abfahrt ins Tal versprach uns unten einen weiteren Halt in einem Kaffee. Als uns dann andere Motorradfahrer nach dem Schnee auf dem Col d’Iseran fragten, waren wir froh um die Sonne und das warme Wetter in Briançon. Für uns ging es zurück über den Montgenèvre nach Oulx auf den Campingplatz. Halt, nein, da war doch noch das tolle Bergrestaurant an der Auffahrt zur Assietta. Genau, das Sportinia, dass musste bei dem Wetter.noch sein. Da die Assietta vom Colle Basset nach Sestriere wegen Bauarbeiten gesperrt war, hatte es entsprechend viel Verkehr. Zurück auf dem Camping genossen wir mal ein erstes Bier oder so und freuten uns auf ein feines Abendessen. Da ich vom Freitag her meinen leeren Akku noch laden musste, gab ich diesem dem Platzwart. Ich wollte ja ev noch mit dem MTB auf den Chaberton. Beim Abholen des Akku’s kam ich dann mit dem „jungen“ Platzwart ins Gespräch. Als er von meinem Plan hörte, riet er mir eindringlich ab, den Chabi auf der Strada de Fenils hochzufahren. Das Unwetter vom Juli macht das Unterfangen zurzeit lebensgefährlich. Nun, ich wollte ja alleine hoch, dass war mir dies dann deshalb doch zu riskant. Die Alternative war schnell gefunden. Die Chabi Westseite. NEIN!! Ich trag doch mein Bike nicht eine Stunde auf dem Buckel hoch. Der Chabi wartet nun seit 1992 auf mich, also kann/muss er es nochmals. Nächstes Jahr, vielleicht, dann ist die Strasse hoffentlich befahr- / wanderbar.
Auf der andern Talseite ist ja noch das Janus und Infernet. Ich kenne zwar beide, doch wollte ich es mit dem MTB machen und dann rüber zum Lago di Sette Colori. Soweit mein Plan.
Trotz der nahen Strasse, Eisenbahn und Autostrada war die Nacht recht ruhig, mindestens für mich. Morgens aufstehen, einpacken, sich verabschieden und ab auf den Genèvre. Rucksack packen, MTB ausladen, umziehen und dies alles bei sehr kaltem Morgenwind. So hatte ich doch zum Start 3 Langarm-Shirt und -Jacke an. Im Wald und dem dahinterliegend Tal war es dann bald mal windstill und ich konnte wenigstens die Jacke ausziehen. Die Strasse hoch zum Col du Gondran ist perfekt, Skigebietzubringer halt. Immer wieder traf ich Murmeltiere, die nicht so recht wussten, ob sie Angst oder Vertrauen haben sollten. Mein Weg führte mich nun an der Schranke zum Janus vorbei, die erste Kehre und dann den langen Weg entlang des steilen Hanges weiter hoch. Die Spuren vom Unwetter sieht man hier auch ganz deutlich. Der Weg ist tief ausgewaschen und zerstört zusehends die Auffahrt.

janus

Wo ist mein Schlüsselbund? Ohne Schlüssel kein Akkutausch, kein Schlüssel für’s Schloss. Gut, auf’s Schloss kann ich jetzt verzichten, aber ….
Jackentaschen, Hosentaschen, Rucksack leeren. Da ist er nicht. Das gibt es doch nicht. Doch er ist weg. Letzte Hoffnung: er liegt im Auto. Also Tour umplanen, nix Sette Colori. Aber das Fort Infernet wollte ich doch noch anfahren. Ich möchte doch wissen, wie die Strasse dorthin vom Col du Gondran ist. Die drei Minuten runter zum Pass waren dann doch sehr viel kürzer als die Auffahrt. Einen Teil des weiteren Weges kannte ich ja schon vom letzten Mal als ich mit dem Motorrad hier war und umgekehrt war.
Die besagte Schotterstelle erwies sich dann als sehr gut fahrbar (mit dem MTB). Danke an Alex und Biggi’s Schweissperlenfotos 🙂
Die Kasematten La Cochette waren schnell erreicht, der letzte Teil der Auffahrt zum Infernet war ein leichtes Spiel. Hier stand ich also wieder. Diesmal alleine, ohne Partnerin vom letzten Mal, welcher ich damals dauernd erzählt hatte, es sei nicht mehr weit, wir wären bald da.

infernet infernet

Wieder ein paar Foto’s, ein Blick auf die Uhr und ich musste los. Es ist toll, wenn man nicht runterlaufen muss, sondern sich bequem auf dem Bike tragen lassen kann. Nun kam der letzte Aufstieg zurück zum Col du Gondran. Zurück auf demselben Weg, über Schotter und vorbei an dem Warnhinweis der Schiessgefahr.

?

Jetzt sah ich zum ersten Mal eine Tafel, welche man/frau lesen konnte und nicht nur ein verrostetes Schild aus dem 19Jh.
Vorbei am Col du Gondran, weiter zum Fort, an zwei einsamen Bunkern zum Col du Gondran Ost.
Welch Ausblick auf den Teil der Tour, der mangels Schlüssel nun passé ist. Einfach fantastisch.
Doch es ist ja noch nicht vorbei, ich kann die Abfahrt geniessen, so gut es geht. Ja, mein liebes, verhasstes Knie. Es schmerzt. Aber es muss gehen, ich muss noch runter. Umso mehr bin froh, nicht gehen sondern fahren zu können.
Die Abfahrt über die Matten, Wege und die Downhillpiste konnte ich dann doch noch geniessen.
Unten angekommen, da war doch noch was? Ja genau, meine Schlüssel. Nirgends. Tja, Bullsh..t.
Doch es gibt schlimmeres.
Mein Weg führte mich nun wieder über die Grenze nach Cesana zum wohlverdienten Bier. Das Hotel war bald bezogen. So hiess es dann frisch geduscht ab zum Apero und Abendessen.
Wie angekündigt war das Wetter am Dienstag schlecht, Nebel und zeitweise „viel“ Regen. So platzierten wir meinen Wagen im Tal, ich stieg um in den Jeep, welcher gestern ebenfalls eine tolle Tour hinter sich gelassen hat, und wir zogen los Richtung Sette Colori. Für mich war es schon speziell bei so dickem Nebel auf holpriger Strasse im trockenen zu sitzen und nichts machen zu müssen. Immer weiter fuhren wir in den dichten Nebel, zeitweise hatten wir Mühe, den Weg zu finden. Doch wir schafften es bis zur Grenze. Den Weg hinunter zum See lassen wir aufgrund des Nebels sein. Als uns dann auf dem Rückweg noch drei Fahrzeuge vom italienischen Zoll begegnen, mussten wir schon etwas lachen. Zu Kontrollieren gab es heute sicher nichts hier oben. Wir fuhren gemächlich weiter, hielten dann links Richtung Clavière. Nochmals ein Kaffeehalt, nochmals den Parkplatz auf verlorene Schlüssel kontrollieren und dann zurück zu meinem Auto. Für die anstehende Heimreise wählten wir den Weg über Susa, Mont Cenis und Genf. Die Tunnelgebühr war uns doch zu extrem (die spinnen hatte doch schon Asterix gesagt).
So, heil (ausser mein Knie) zuhause angekommen, heisst es Bericht schreiben, Foto’s sortieren und entspannen. Auf ein nächstes Mal……..